Wer regelmäßig hier im Blog gelesen hat, wird es ja schon mitbekommen haben, immer wieder stelle ich mir in letzter Zeit die Frage, ob und in welchem Maße man sein Lebensunterhalt mit dem Vollzeitblogging bestreiten könnte. Wie genau könnte dies funktionieren? Wie viel Traffic braucht man z.B. ungefähr, um davon leben zu können und was für einen Output müsste man dafür erbringen? Fragen über Fragen, die ich in diesem Posting mal versuchen möchte grob zu beantworten, weil ich sicher nicht der einzige Blogger bin, der sich mit solchen Fragen beschäftigt.
Grundannahmen und Zahlen
Gehen wir in meinem kleinen Fallbeispiel ersteinmal davon aus, dass man im Monat für 3000 Euro Umsatz sorgen muss, um ein solides Einkommen zu erwirtschaften. Wie gesagt, es geht dabei nicht um Gewinn, sondern Umsatz, bei dem noch die Kosten und u.a. auch Steuern abgezogen werden müssen etc.
Zur genaueren Trafficschätzung brauchen wir nun noch einen durchschnittlichen eCPM, also den Wert, welcher ausssagt, wieviel man hochgerechnet pro 1000 Einblendungen verdienen kann. Ich habe mir mal die Mühe gemacht und bin bei SIN die Blogeinnahmen aller deutschen Blogs der letzen zwei Monate (Oktober+September 2010) durchgegangen, um mal einen Durschnitt zu errechen und das Fallbeispiel praktischer auszurichten. Die 42 Datenpunkte/Blogs ergeben jedoch einen durchschnittlichen eCPM der deutschen Blogs, die ihre Einnahmen veröffentlichen, von ca. 19,91 Euro pro 1000 Einblendungen. Das wäre ein bißchen sehr optimistisch, wenn man das versucht allgemein zu betrachten. Um das Ganze ein wenig zu bereinigen und realistischer zu gestalten, habe ich nun alle Datenpunkte/Blogs mit einem eCPM über 50 herausgenommen und bin so mit den restlichen 37 deutschen Blogs auf 10,10 Euro pro 1000 PIs gekommen, was ich für einen soliden, guten Durchschnittswert halte.
Setzt man nun den durchschnittlichen eCPM mit dem Soll-Umsatz von 3000 Euro ins Verhältnis, so erhält man die Besuchermenge, die man dafür ungefähr braucht. Beim aktuellen Fallbeispiel des Vollzeitbloggens wären dies ca. 297030 Besucher pro Monat oder anders ausgedrückt etwa 9901 Besucher durchschnittlich pro Tag.
Umsetzung?!?
Tja, das ist nun die Frage, wie realistisch ist das Ganze? Für machbar halte ich es auf jeden Fall, wenn die Blog-Nische entsprechend groß genug ist und sich zumindest ansatzweise monetarisieren lässt. Ansonsten ist aus meiner Sicht und Erfahrung auf jeden Fall wichtig am Ball zu bleiben, also mind. jeden Tag zu Bloggen und sich auch sonst aktiv um alles im Blog zu kümmern. Sprich – Social Bookmarking, Werbepartner betreuen, den Blog online wie offline bekannt machen, sich vernetzen usw.
Natürlich wird man nicht mit einem Blogneustart sofort auf die Zahlen kommen, aber nach ca. 6 Monaten Vollzeitblogging halte ich die Werte für umsetzbar, wenn man die entsprechende Selbstdisziplin aufweist und sich das Glück des Tüchtigen erarbeitet. Man könnte dann etwa auf 180 Artikel zurückgreifen, von denen jeder am Tag „nur“ 55 Besucher aufweisen müsste, damit man die entsprechenden Zahlen erreicht. Ich denke, dass macht Vollzeitblogging wirklich realistisch – wenn auch nicht für jederman.
Wie seht ihr das mit dem Vollzeitblogging? Sind die Zahlen realistisch/umsetzbar nach eurer Meinung und Erfahrung? Könntet ihr es euch vorstellen?
Ich denke das ist nur möglich, wenn die Person hinter dem Blog bereits einen gewissen Bekanntheitsgrad besitzt oder auch richtig viel Geld in Werbung investiert wird.
Ansonsten halte ich 6 Monate für unrealistisch. Hinzu kommt noch, dass ich der Meinung bin, dass man als „echter Blogger“ nicht auf die Zahlen kommen kann. Dann eher in dem man voll auf Trend und SEO setzt…
Ja, Vollzeitblogging ist sicher möglich. Die „Sache“ hat allerdings gleich ein paar Haken.
Wie steht es beim nächsten Fussballspiel VFB / Bayern München in der 57 Minute? Alle Regeln sind bekannt. Anzahl der Spieler, was zu tun ist, Schiedsrichter, pi pa po. Geht nicht?
Beim Bloggen sind (leider) einige Dinge nicht bekannt. Anzahl der Spieler? (Vielleicht sind da auf einer Seite dann nicht 11 sonder 37 auf´m Platz). Was erwarten die „Zuschauer“ in 6 Monaten? Und viele andere Dinge sind auch noch nicht bekannt. Manchmal lesen die Besucher nicht den Artikel am häufigsten, von dem ich dies erwartet hätte. Klar, schätzen können wir vieles. Und – nach BWL – schöne Berechnungen anstellen 🙂
Also: möglich? Ja. Von 100 die das versuchen, wird es wohl einer schaffen. Nur weiss vorab keiner, welcher dies ist. So etwa 😉
Nach einem halben Jahr ist das in meinen Augen extrem unrealistisch 😉
@Crazy Girl
Warum ist es das? Wie gesagt, ich rede von Vollzeitblogging. 160 Stunden pro Monat sich nur um seinen Blog kümmern und nichts anderes machen. Peer von SIN verdient doch in seinem Blog auch über 3000 Euro und investiert „nur“ ca 50-60 Stunden pro Monat. Sicher, das war auch bei ihm nicht von jetzt auf gleich, aber er hat es ja damals auch nur nebenbei gemacht.
@waelti
Klar kann man nicht alle Variablen vorher berechnen, aber man kann grundsätzlich schon einmal grob schauen, wie die Wahrscheinlichkeit dafür aussieht. Wie du schon schreibst, wie viele von 100…
@Dani
Auch Werbung kann ja zur Blogstrategie/-entwicklung dazu gehören. Warum soll es nicht funktionieren? Was ist mit netzwertig oder basicthinking???
Ist die Frage, wie breit man das Spektrum des Blogs abstecken muss, um soviel Einnahmen zu haben.
Peer verdient so viel, weil er seit über 3 Jahren dabei ist und sich auch Gedanken um SEO macht, sprich, mit welchen Keywords kann er was machen. Zumindest hat Eisy mal bei ihm analysiert, da hatte er noch 2000 pro Monat, inzwischen deutlich mehr, ich gehe davon aus, er hat sich die Tipps von Eisy zu Herzen genommen.
Und es ist die Frage, wie man den Traffic bekommt, alleine von Google oder indem man auch woanders kommentiert?
@Michael
Ja, wie beschrieben, es sollte keine kleine Mininische sein in dem der Blog aggiert und sich z.B. alles nur um den „Maybach Exelero“ dreht, was vermutlich eine zu kleine Zielgruppe hätte. Aber ein allgemeiner „Maybach Blog“ könnte vielleicht schon groß genug sein.
Es ist doch ähnlich wie im Zeitungsmarkt. Mit einer hoch spezialisierten Fachzeitung mit kleiner Auflage baue ich doch keine Verlagsimperium auf.
Ja, der Traffic kann über die verschiedensten Quellen erzeugt werden, offline wie online.
Hallo Max,
erst einmal eine schoene und besinnliche Adventszeit 🙂
Dein Artikel habe ich nicht nur gelesen sondern foermlich „gefressen“ denn als ich mein erstes Dasein im Internet aufgemacht habe, war es dann auch ein Blog bei unserer allgeliebten Tante… Die mit dem „G“!
Und nachdem ich dann noch einige der vielen „Schnell Reich werden“-Tipps gelesen habe, sah ich mich schon als der Ueberflieger, der im naechsten Jahr bestimmt einen Ferrari in der Garage, eine Yacht im Hafen und einen Hubschrauber hinter seiner Villa stehen hat…. 🙂
Nur ist da leider nichts draus geworden und ich bin zwar nicht gerade arm, aber ob ich denn wirklich „NUR“ vom Bloggen leben kann/will…. Ich glaube nicht!
Denn es ist doch so… wenn ich es mit einer gewissen Pflicht tun muesste… wuerde es wahrscheinlich keinen Spass mehr machen und mir nach einiger Zeit sogar auf den Geist gehen… und ich wuerde es sein lassen!
——————————————
Aber zu deiner Frage…. Realistisch oder nicht?
Es ist durchweg moeglich mit seinem Blog etwas Einkommen zu generieren, ich halte es allerdingst nach deiner Aufrechnung fuer UNREALISTISCH.
Das Problem wird doch auch hier mal wieder der Traffic sein… und nach meiner Meinung ist der ziemlich Unberechenbar!
In diesem Sinne…
weiterhin viel Erfolg!
Guido 🙂
@Max
Klar gibt es einige Blogs die es geschafft haben. Basic Thinking war meiner Meinung nach einfach Glück 😉 BT war wohl nie besonders hochstehend (zumindest vor dem Verkauf). Aber irgendwie hats geklappt. Ausserdem brauchte er bestimmt mehr als 6 Monate um auf 3000 Euro zu kommen (denke ich).
Bei Netzwertig steht meiner Meinung nach genau eine solche, bereits bekannte Person dahinter (wie auch schon angesprochen).
Betreffend Werbung: Um ein Produkt zu verkaufen scheint mir Werbung relativ „günstig“ zu sein. Also per Keyword, wo dann jeden einzelnen Besucher versuche zu Geld zu machen. Beim Blog will ich ja aber sehr viel Traffic generieren und da laufen dann meiner Meinung nach sehr hohe Kosten auf, die ich über eine viel längere Zeit nicht gut machen kann. Denn als Blogger macht man das Geld doch eher mit der Masse als jetzt mit dem einzelnen, perfekten Besucher….
PS: Ein „subscribe to comments“ Plugin wäre geil! Hab die interessante Diskussion hier fast verpasst 😉
Ich denke eine solche Berechnung ist vorrangig Spielerei, wenn auch eine sehr interessante. Aber um wirklich eine Einschätzung abgeben zu können, müssen mehrere zusätzliche Punkte beachtet werden.
1. In welcher Nische befinde ich mich ? Kann man in dieser Nische überhaupt „gut verdienen“ ?
2. Welche Beträge bin ich bereit zu investieren ? Nur mit viel Arbeit dauert es deutlich länger als 6 Monate.
3. Kann ich 160h pro Monat in meinen Blog investieren ? Habe ich Familie, die das nicht so toll findet ?
4. Ein Beitrag pro Tag ist sicher nicht sehr viel und so dauert es viel zu lange, um eine gutes Google Ranking zu erreichen.
5. Der PR wird lange schon nicht mehr aktualisiert und er ist für viel Werbekunden immer noch sehr wichtig.
Das ist nur, was mir adhoc einfällt und sollte als Diskussionsgrundlage dienen.
Hallo,
Das ist durchaus realistisch.
Die meisten scheitern einfach nur daran, dass sie schon bei der Auswahl des Marktsegments einfach komplett daneben liegen und zudem fehlt einfach den meisten die Sicht, dass es dann auch eine ernsthafte Unternehmung ist, auch wenn man daheim vor dem PC sitzt. – Die Einstellung fährt dann alles gegen die Wand.
LG Daniel
@Dani
Glück muss man sich aber oftmals auch erarbeiten. 😉
Naja, das mit den Besuchern sehe ich nicht ganz so, du kannst auch am einzelnen gut verdienen, das ist alles eine Frage der Monetarisierungsstrategie und deren Umsetzung.
P.S: Ich versuchs mal einzuabauen am Wochenende, danke für den Hinweis. 🙂
@Mad
Ich würde es nicht Spielerei nennen, eher eine ambitionierte Zielsetzung. 🙂 160 Stunden im Monat ist doch wie ein ganz normaler Job, darunter leidet so gesehen die Familie doch gar nicht. Es könnte sogar positiv sein, da man von daheim arbeiten könnte.
Naja, das ist Geschmackssache mit den Beiträgen pro Tag und die Quantität ist ja kein direktes Rankingkriterium. Oder wie meinst du das?
zu 5. Stimme ich dir zu, aber dann muss man das eben anders kommunizieren, es gibt ja auch noch Alexa. 😉
Die Zahlen nach einem halben Jahr zu erreichen halte ich für unrealistisch. Peer hatte ja nach einem halben Jahr auch nicht so viel Traffic und Geld. Was seine heutigen Einnahmen ausmacht, ist, meiner Meinung nach, ein Mix aus Erfahrung (fachlich und in der Monetarisierung von Blogs), Vertrauen der Leser und vielen, vielen Blog-Artikeln. Und ich denke, dass er es inzwischen auch sehr strukturiert angeht, um zu seinen Einnahmen zu kommen. Aber auch dieses strukturierte Vorgehen ist ihm hauptsächlich durch seine Erfahrung möglich.
Generell sehe ich im Blogging eine gute Möglichkeit, sich selbständig zu machen. Nur als Vollzeit-Blogger ist man halt Unternehmer. Und Unternehmer gehen Projekte anders an als Blogger im herkömmlichen Sinne, die von der Grundidee einfach drauf los bloggen. Ich denke, sich dieses Unternehmer-Denken anzueignen ist einer der wichtigsten Schritte vom Hobby- zum Vollzeit-Blogger.
Jedenfalls viel Erfolg!
In 6 Monaten kann man solche Zugriffszahlen nur sehr schwer erreichen. Entweder man hat viel Glück oder man hat das nötige Startkapital, um seinen Blog zu pushen. Zudem kann man auch nicht einfach vom Traffic auf die Einnahmen schließen. Je nach Thema kommt mehr oder weniger dabei rum, und irgendwann ist der Traffic zu den lukrativen Themen ausgereizt. Dann gehts nur sehr langsam weiter.
Auch sind 3.000 Euro Umsatz noch kein Wert, mit dem man sich komplett selbstständig machen sollte. Davon bleibt nach Abzug aller Kosten, Versicherungen, Rentenvorsorge nicht mehr viel übrig. Wenn dann der eine Blog einmal abschmiert und die Einnahmen ausbleiben, steht schnell mal vor dem Nichts.
Ich denke mit ausreichend langem Atem (Durchhaltevermögen) und einem profitablem Thema (Nische) kann man schon als Vollzeitblogger seinen Lebensunterhalt verdienen. Bis man dort hin kommt dauert es natürlich und es geht nicht von heute auf morgen.
Ich meine, ganz klar ja. Leute wie Peer Wandiger sind eindeutige Beweise dafür. Mit Disziplin, Intelligenz und dem Glauben an sich selbst kann man im Internet Geld verdienen. Natürlich sollte man nichts kopieren sondern sich eigene Gedanken machen und Inhalte liefern die interessant und neu sind 🙂
Ich denke in deinem Artikel hast du eine falsche Herangehensweise benutzt. Einen Durschschnitt zu bilden ist zwar nicht verkehrt aber bei so vielen Variablen wie sie beim Geld verdienen im Internet auftreten einfach nicht repräsentativ.
Es gibt Blogger (Ich kenne einen davon), die verdienen teilweise über 1000 Euro an einem einzigen Besucher der einen Sale generiert. Das ist zwar die große Ausnahme aber man muss bei der Betrachtung der Möglichkeiten in jedem Fall die Sparte eines Blogs bzw. einer Webseite berücksichtigen.
Hinzu kommen riesige Unterschiede dabei wie man etwas bewerben kann. Es können zwei Blogs das gleiche Thema, den gleichen Content und die gleichen Besucherzahlen haben aber der eine Blog generiert 10x soviel Einkommen wie der andere.
Von daher ist das Abschätzen vom wirtschaftlichen Erfolg eines Blogs meines Erachtens nicht möglich.